Eine neue Freiraumqualität für das Lindenplatz-Quartier
Sehr geehrter Herr Vogt, sie sind als ressortverantwortlicher Gemeinderat sehr eng in dieses Projekt Lindenplatz involviert: Sind Sie zufrieden mit dem momentanen Stand der Dinge?
Robert Vogt: Ja und nein. Einerseits habe ich die enge Zusammenarbeit mit der Dialoggruppe sehr geschätzt. Die Beteiligten haben mit viel Engagement einen neuen Kompromissvorschlag erarbeitet, der nun dem Einwohnerrat vorgelegt wird. Dieser berücksichtigt die verschiedenen Interessen und soll eine nachhaltige und attraktive Neugestaltung ermöglichen. Andererseits bin ich ernüchtert, dass die Umgestaltung schon vor vielen Jahren begonnen hat und sich bis heute wenig verändert hat. Die Verzögerungen sind auf komplexe Abstimmungsprozesse und technische Herausforderungen zurückzuführen. Wir hoffen, dass wir nun schneller vorankommen und die geplanten Massnahmen bald umsetzen können.
Seit der Abstimmung von 2020, bei der das ursprünglich vorgesehene Umgestaltungsprojekt abgelehnt wurde, hat die Gemeinde eine Dialog-Gruppe ins Leben gerufen, in der ganz verschiedene Perspektiven auf den Platz versammelt sind: War dies aus Ihrer Sicht das Rezept zum Lösen des gordischen Knotens?
Ja, auf jeden Fall. Die Gruppe hat erkannt, dass Veränderungen am Lindenplatz wichtig sind. Aus verschiedenen Perspektiven haben wir eine Gesamtlösung erarbeitet. Neue Elemente auf dem Platz können nur durch eine umfassende Neugestaltung realisiert werden. Die Dialoggruppe hat entscheidend dazu beigetragen, einen Konsens zu finden und konkrete Vorschläge zu entwickeln, die die Bedürfnisse der Anwohner und die Anforderungen an eine moderne Platzgestaltung berücksichtigen.
Dank der Erarbeitung der Neugestaltung mit einer Dialog-Gruppe zeichnet sich nun eine Gliederung des Platzes durch Vegetationsinseln ab; was darf man sich darunter vorstellen?
Ein Kritikpunkt an dem 2020 abgelehnten Entwurf war die grossflächige Befestigung des Platzes mit einem Mergelbelag. Die Dialoggruppe setzte sich für zahlreiche Grünflächen mit üppiger Bepflanzung ein. Diese Vegetationsinseln sind ästhetisch ansprechend und dienen als Ruhezonen. Ein dichtes Wegenetz sorgt dafür, dass der Platz für Fussgänger gut zugänglich bleibt. Die Gestaltung mit Vegetationsinseln hat sich als geeignete Lösung für unterschiedliche Bedürfnisse erwiesen.
Ein wichtiger Punkt der neuen Vorgehensweise ist die Beibehaltung aller vorhandener Bäume: Wie wichtig war Ihnen dieser Umstand?
Der Baumbestand ist ortsbildprägend und im Hinblick auf den Klimawandel von hohem Wert. Der Erhalt des Baumbestandes wurde im Dialogprozess als sehr wichtig erachtet. Der Gemeinderat hat beschlossen, dass Bäume nur in seltenen und gut begründeten Ausnahmefällen entfernt werden dürfen. In der aktuellen Planung bleiben alle 17 bestehenden Bäume erhalten. Zusätzlich werden 17 neue Bäume gepflanzt, um das Dreieck des Lindenplatzes zu fassen und den Bestand der alten Bäume zu sichern. Der Charakter und die zukünftige Qualität des Platzes werden dadurch gestärkt.
Welches sind die weiteren Highlights des neuen Lindenplatzes?
Neu haben Fussgänger in den angrenzenden Strassen Vortritt; die Strasse «Lindenplatz» wird für den Durchgangsverkehr gesperrt, Anlieger- und Lieferverkehr bleiben dort aber möglich. Hecken, Zäune und einige Parkplätze werden entfernt, um die Grünfläche zu vergrössern. Der Platz wird sicherer und grosszügiger, indem Barrieren beseitigt werden. Der revitalisierte Kiosk wird Treffpunkt mit mietbarer Festküche und barrierefreier Toilette. Ein ebenerdiges Wasserspiel sorgt für sommerliche Abkühlung und im östlichen Bereich des Lindenplatzes erwartet die Kinder ein neuer Spielplatz mit Baumstämmen und Seilen.
Das alles hat natürlich seinen Preis: Wie präsentiert sich momentan die finanzielle Seite des Projektes?
Wir liegen fast eine halbe Million unter den Kosten des Projekts von 2020, was angesichts der Preissteigerungen eine grosse Leistung ist. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 2,75 Millionen Franken, was für eine Freiraumgestaltung dieser Grösse und Lage üblich ist.
Die Einsparungen resultieren hauptsächlich aus dem Verzicht auf den Bau eines neuen Kiosks und der Revitalisierung des bestehenden Gebäudes. Der Platz ist auf eine Nutzungsdauer von 40 bis 50 Jahren ausgelegt. Fazit: Nachhaltig investiertes Geld für unsere Lebensqualität.
Welches sind nun die nächsten Schritte in diesem Projekt?
Der Gemeinderat hat das Vorprojekt genehmigt und beantragt dem Einwohnerrat, den notwendigen Investitionskredit von CHF 2,75 Mio. zu genehmigen. Dieser Betrag liegt in der Kompetenz des Einwohnerrates. Zurzeit erarbeitet die Bau-, Raumplanungs- und Umweltkommission ihren Mitbericht zuhanden des Einwohnerrates. Der Entscheid über den Investitionskredit wird voraussichtlich an der Einwohnerratssitzung vom 16. Oktober 2024 gefällt.
Wenn alles planmässig verläuft: Können Sie schon ungefähr bekanntgeben, wann der Lindenplatz in neuem Gewand der Bevölkerung wieder als Begegnungsstätte zur Verfügung stehen wird?
Stimmt der Einwohnerrat im Oktober 2024 dem beantragten Investitionsvorhaben zu, kann nach Ablauf der Referendumsfrist ab Dezember 2024 mit der Ausführungsplanung begonnen werden. Im Oktober 2025 könnte dann die Ausschreibung durchgeführt und die Arbeiten im Dezember 2025 an die ausführenden Firmen vergeben werden. Die Realisierung könnte dann im März 2026 beginnen, so dass eine Fertigstellung im Herbst/Winter 2026 möglich wäre.
Dass am Lindenplatz Handlungsbedarf besteht, ist weitgehend unbestritten. Nun ist auf Basis eines Dialog-Prozesses ein Vorprojekt zur Neugestaltung erarbeitet worden.
Gemeinderat Robert Vogt: «Die Dialoggruppe hat entscheidend dazu beigetragen, einen Konsens zu finden und konkrete Vorschläge zu entwickeln».