Lebendiger Schulraum anstatt Monolith
Bis Mitte 2016 entsteht auf dem Allschwiler Gartenhof ein neues Schulhaus für vier Klassenzüge, mit Tagesschule, Dreifachturnhalle und Aula. Gemeindepräsident Anton Lauber über den Stand der Vorarbeiten und die Herausforderung eines solchen Grossprojektes.
Mehr Einwohner, mehr Kinder, die Einführung von HarmoS und in die Jahre gekommene Schulhäuser: die Antwort auf diese Herausforderungen ist das geplante neue Schulhaus. Der Standort auf dem Gartenhof ist bekannt und bis Ende Mai steht auch der Sieger des zurzeit laufenden Projektwettbewerbs fest, der dem neuen Schulhaus Form und Aussehen geben wird. Der Grossteil der Arbeit aber steht noch bevor.
Herr Lauber, ein derartiges Riesenprojekt bietet bereits im Vorfeld auch immer Raum für Diskussionen: ist dies auch im Fall des neuen Schulhauses der Fall?
Anton Lauber: Wir waren uns stets über die Komplexität dieses Grossprojektes bewusst. In mehreren intensiven Workshops haben sich Lehrerschaft, Schulleitung, Politiker und Fachleute intensiv mit dem Projekt auseinandergesetzt, um für Allschwil ein Schulhaus in die Wege zu leiten, das allen Ansprüchen genügt. Der damalige Leiter vom Kinderbüro Basel, Zeno Steuri hat uns dabei unterstützt.
Die Allschwiler Bevölkerung will keine Katze im Sack kaufen: In welcher Form wird sie in den Prozess einbezogen?
Der Gemeinderat schafft durch eine aktive Kommunikation Transparenz. Wir vertreten einen basisdemokratischen Ansatz, bei dem immer wieder Boxenstops eingeschaltet werden, um die Meinungen und Ansichten verschiedenere Gruppierungen einzuholen. Zu den Grupperingen gehören die oben erwähnte Arbeitsgruppe, der Einwohnerrat sowie eine Konsultativkommission mit Vertretern der politischen Parteien/Fraktionen, der IG-Vereine, KMU Allschwil-Schönenbuch, der Kommission für Verkehrs- und Planungsfragen und der Schulleitung Primarschule. Dies gibt uns Gewähr, dass möglichst viele individuelle Bedürfnisse in dieses Projekt einfliessen. Zudem kann die Allschwiler Bevölkerung im Rahmen einer öffentlichen Ausstellung Ende Mai das Siegerprojekt begutachten und hat an der Urne das letzte Wort.
Apropos Volksabstimmung: Themenfelder wie Kinder und Zukunft und Schule für das Leben werden an der Urne gewöhnlich positiv aufgenommen. Wird dies auch in Allschwil der Fall sein?
Da bin ich absolut sicher. Um so mehr, da dieses neue Schulhaus als Ersatz für das 100-jährige Schulhaus Gartenstrasse und das baufällige Schulhaus Bettenacker, deren Sanierung nur mit hohen Investitions- und Unterhaltskosten zu bewerkstelligen wäre, für Allschwil die beste Option ist. Die entstehende moderne und pädagogisch sinnvolle Schulinfrastruktur wird zudem die steigenden Raumbedürfnisse bestens abdecken.
Die Rede ist von CHF 50 Mio. für das neue Schulhaus, über die der Souverän Mitte 2013 befinden soll. Stimmt diese Grössenordnung immer noch? Wie soll das Schulhaus finanziert werden?
Ja, von dieser Grössenordnung gehen wir aus, ohne Berücksichtigung der Kindergarten-strategie. Der Einwohnerrat hat dem Gemeinderat den Auftrag erteilt, verschiedene Finanzierungskonzepte zu erarbeiten. Die Gemeinde Allschwil kann sich dank guten Rechnungsabschlüssen in den vergangenen Jahren und der daraus resultierenden Vorausfinanzierung dieses Projekt leisten. Zudem generieren die freiwerdenden Objekte Schulhaus Gartenstrasse (soll einer Drittnutzung zugeführt werden) und Schulhaus Bettenacker (soll abgerissen und zu Wohnraum mit betreutem Wohnen und Grünfläche umfunktioniert werden) erhebliche Baurechtzinsen.
Wie soll das neue Schulhaus dereinst einmal aussehen?
Auf dem Gartenhof entsteht ein pädagogisch und architektonisch machbares Schulhaus für vier Klassenzüge, mit Tagesschule, Dreifachturnhalle und einer Aula für insgesamt zirka 600 Personen. Aus Rücksicht auf die jüngsten Allschwiler Einwohner streben wir einen lebendigen Schulraum anstelle eines Monolithen an. Dieser Grundsatz ist im Wettbewerbs-programm verankert, an den sich die am Wettbewerb teilnehmenden Architekturbüros orientieren müssen. Der Standort ist ideal, weil wir an dieser Stelle schon seit jeher eine Ballung von Schulen hatten und die Erfahrung zeigt, dass Primar- und Sekundarschule nebeneinander bestens funktionieren.
Wozu benötigt ein Schulhaus eine Aula mit Platz für 600 Personen?
Es gilt zu berücksichtigen, dass Allschwil nach wie vor nicht über einen adäquaten Veranstaltungsraum verfügt. Mit dieser Aula wird dieses Manko zwar nicht behoben, aber doch gelindert werden. Mit der Aula können wir sowohl die Bedürfnisse der Schule, der Musikschule und auch (teilweise) die des kulturellen Allschwils abdecken.
Wie kann dieses Grossprojekt von einer Gemeinde mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen überhaupt gemeistert werden?
Ein solches Grossprojekt verlangt auf der Gemeindeverwaltung selbst eine interdisziplinäre Zusammenarbeit; dieses Bewusstsein ist vorhanden. Uns war aber von Beginn klar, dass wir uns wegen der Dimension, dem engen zeitlichen Korsett und dem Einbringen einer notwendigen Aussenansicht darüber hinaus extern verstärken wollen. Komplexe Projekte bedürfen zusätzlicher Ressourcen und grosser Projektleitungerfahrung, die unsere Gemeinde durch den Einbezug von Dietziker Partner Baumanagement AG Basel sichergestellt hat.
Laufen die Vorarbeiten zeitlich wie geplant?
Ja absolut. Die Projektleitung informiert einen Gemeinderatsausschuss in einem Zweiwochenrhythmus über den aktuellen Stand der Dinge. Die letzte Meldung lautet: wir sind voll im Soll.
Ihre Antworten vermitteln Optimismus und Freude über ein neues Zuhause für die Allschwiler Kinder. Gibt es nicht auch Momente, in denen bei Ihnen Zweifel oder gar Ängste auftreten ob dieser grossen Herausforderung?
Strategisch, aber auch technisch ist das neue Schulhaus eines der grössten je in Allschwil in Angriff genommenen Projekte; das schülerische Gesicht von Allschwil wird danach nicht mehr dasselbe sein. Wir treten mit dem entsprechenden Respekt an diese Aufgabe heran. Ich bin überzeugt, dass als Resultat aller Anstrengungen auf dem Gartenhof bis Mitte 2016 ein grossartiges Schulhaus stehen wird, das durch eine moderne und pädagogisch hervorragende Infrastruktur bestechen wird.