Werk 14
Theo Lauritzen
Totenvogel, 1954/1958
Bronze
Totenvogel, 1954/1958
Bronze
Die Grossplastik ‹Totenvogel› ist zur gleichen Zeit entstanden wie ein anderes Werk von Lauritzen, nämlich ‹danse des morts› (um 1957). Während das Werk ‹danse des morts› als Wettbewerbseingabe für die Anlage am Totentanz bei der Predigerkirche in Basel gedacht war und aufgrund der düsteren Erscheinung einen direkten Bezug nimmt zum mittelalterlichen Vorbild Totentanz (um 1440, 1806 zerstört), wollte Lauritzen für den Friedhof in Allschwil ein Mahnmal mit tröstendem Charakter schaffen. Dabei verzichtete er gewollt auf christliche Symbole. Stattdessen wählte er eine Figuration, welche den Übergang von einer in lebenden Menschen innewohnenden Seele, in eine jenseitige Aussen- oder Allseele nachvollzieht, die nach dem Tod des Menschen in die Allnatur und ihre symbolischen Manifestationen zurückkehrt.
Als Kenner der antiken Mythologie beschäftigte sich Lauritzen daher mit dem Symbol der Taube, aber auch mit den sagenumwobenen Sirenen, die als Fabelwesen, halb Mensch, halb Vogel, durch ihren unwiderstehlich verlockenden Gesang die Seefahrer von ihrem angesteuerten Ziel weglockten. Diese Wesen wurden in der Kulturgeschichte allerdings nicht nur als bedrohlich empfunden, sondern tauchen als geflügelte Gestalten immer wieder in Grabmonumenten auf, beispielsweise in Form von kleinen Tonfiguren, wie archäologische Nachforschungen und Sammlungen bezeugen. Im Herbst 1958 wurde die in Bronze ausgeführte Grossplastik an einem öffentlichen Anlass der Bevölkerung Allschwils übergeben.
Im Namen der Regierung würdigte Martin Lusser das Werk folgendermassen: «In der heutigen Zeit des Materialismus und des reinen Realismus tut es gut, sich wieder mehr auf das Symbolhafte zu besinnen. Dazu dürfte diese Plastik, mit den Füssen fest auf dem Boden stehend, den Kopf zum Himmel gewendet und die Schwingen zum Flug in ein besseres Jenseits bereit, auf dem Friedhof, der Stätte der Ruhe, der Besinnung und der Erhebung, sicher beitragen. (…). Auf antiken Gräbern, aber auch in christlichen Katakomben wie auf mittelalterlichen Gemälden, begegnen uns immer wieder Darstellungen von Vögeln: Sie sind Symbole der abgeschiedenen Seele, die in eine höhere Sphäre strebt.» (aus: National-Zeitung, 7. Oktober 1958)
Künstlerbiografie
Theo Lauritzen wurde am 8. Juli 1911 in Genf geboren. Nach der Gymnasialzeit schrieb sich Lauritzen in die Ecole des Beaux-Arts ein und bildete sich in Malerei und Grafik aus. Ab 1938 begann er als Grafiker und Bildredaktor zu arbeiten, wobei er sich zuerst in Olten, später in Zofingen niederliess. 1943 zog Lauritzen nach Basel, wo er neben seinem Broterwerb Kurse für Bildhauerei und Plastik an der Gewerbeschule Basel besuchte. Dort machte er Bekanntschaft mit gleichgesinnten Kunstschaffenden. Einige von ihnen konnten bereits 1944 als ‹jüngere Basler Künstlerinnen und Künstler› in der Kunsthalle Basel Ausstellungserfahrungen sammeln.
Ab 1945 stellte Lauritzen zusammen mit seinen Weggefährtinnen und Weggefährten seine Werke im Rahmen von Gruppenausstellungen aus. Doch erst im Zuge einer Ausstellung in der ‹Librairie du Château d’Art›, der Galerie von Ernst Beyeler an der Bäumleingasse in Basel, formte sich aus dem losen Künstler/Innen-Kollektiv im Jahre 1948 endgültig die Künstlervereinigung ‹Arbeitsgruppe Kreis 48›, die als Reaktion auf die dominante Stellung der ‹Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten› (GSMBA) sowie der Künstlervereinigung ‹Gruppe 33› gesehen werden kann. Lauritzen nahm als Gründungsmitglied an den Ausstellungen des ‹Kreis 48› teil, insbesondere 1950 in der Kunsthalle Basel.
Es folgten weitere Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland. Die Teilnahmen an Wettbewerben ermöglichten die Ausführung etlicher Werke für öffentliche Gebäude, Plätze und Parkanlagen im Raum Basel, u.a. das Steinrelief ‹La tortue et les deux canards› (1952) im Hebel- bzw. Niederholz-Schulhaus in Riehen, die Freiplastik ‹Vordersteven› (1953) auf dem Areal der Realschule Münchenstein, der Trinkbrunnen ‹Mann mit Fisch› (1955–1966) am Gotthelfplatz in Basel oder die Installation ‹Spiel mit zwei Quadraten› (1974) in der Wettsteinanlage in Riehen.
Lauritzen hat seine gestalterischen Prozesse stets akribisch in Form von Notizen, Zeichnungen und Vorstudien-Modellen festgehalten. Daher sind zur Grossplastik ‹Totenvogel› (1956/958) aus Bronze, die in der Literatur auch als Seelenvogel bezeichnet wird und im nordwestlichen Teil des Friedhofs von Allschwil zu bewundern ist, auch Zeichnungen zur Skulptur in der Kunstsammlung der Gemeinde Allschwil sind erhalten. Nach dem Tod von Theo Lauritzen 1978 in Basel wurde sein Werk in verschiedenen Veranstaltungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, insbesondere in einer Retrospektive in Allschwil sowie in Basel und Riehen in Ausstellungen und 2016 im Zusammenhang mit der Würdigung der Basler Künstlergruppe Kreis 48 im Kunstraum Riehen.
Als Kenner der antiken Mythologie beschäftigte sich Lauritzen daher mit dem Symbol der Taube, aber auch mit den sagenumwobenen Sirenen, die als Fabelwesen, halb Mensch, halb Vogel, durch ihren unwiderstehlich verlockenden Gesang die Seefahrer von ihrem angesteuerten Ziel weglockten. Diese Wesen wurden in der Kulturgeschichte allerdings nicht nur als bedrohlich empfunden, sondern tauchen als geflügelte Gestalten immer wieder in Grabmonumenten auf, beispielsweise in Form von kleinen Tonfiguren, wie archäologische Nachforschungen und Sammlungen bezeugen. Im Herbst 1958 wurde die in Bronze ausgeführte Grossplastik an einem öffentlichen Anlass der Bevölkerung Allschwils übergeben.
Im Namen der Regierung würdigte Martin Lusser das Werk folgendermassen: «In der heutigen Zeit des Materialismus und des reinen Realismus tut es gut, sich wieder mehr auf das Symbolhafte zu besinnen. Dazu dürfte diese Plastik, mit den Füssen fest auf dem Boden stehend, den Kopf zum Himmel gewendet und die Schwingen zum Flug in ein besseres Jenseits bereit, auf dem Friedhof, der Stätte der Ruhe, der Besinnung und der Erhebung, sicher beitragen. (…). Auf antiken Gräbern, aber auch in christlichen Katakomben wie auf mittelalterlichen Gemälden, begegnen uns immer wieder Darstellungen von Vögeln: Sie sind Symbole der abgeschiedenen Seele, die in eine höhere Sphäre strebt.» (aus: National-Zeitung, 7. Oktober 1958)
Künstlerbiografie
Theo Lauritzen wurde am 8. Juli 1911 in Genf geboren. Nach der Gymnasialzeit schrieb sich Lauritzen in die Ecole des Beaux-Arts ein und bildete sich in Malerei und Grafik aus. Ab 1938 begann er als Grafiker und Bildredaktor zu arbeiten, wobei er sich zuerst in Olten, später in Zofingen niederliess. 1943 zog Lauritzen nach Basel, wo er neben seinem Broterwerb Kurse für Bildhauerei und Plastik an der Gewerbeschule Basel besuchte. Dort machte er Bekanntschaft mit gleichgesinnten Kunstschaffenden. Einige von ihnen konnten bereits 1944 als ‹jüngere Basler Künstlerinnen und Künstler› in der Kunsthalle Basel Ausstellungserfahrungen sammeln.
Ab 1945 stellte Lauritzen zusammen mit seinen Weggefährtinnen und Weggefährten seine Werke im Rahmen von Gruppenausstellungen aus. Doch erst im Zuge einer Ausstellung in der ‹Librairie du Château d’Art›, der Galerie von Ernst Beyeler an der Bäumleingasse in Basel, formte sich aus dem losen Künstler/Innen-Kollektiv im Jahre 1948 endgültig die Künstlervereinigung ‹Arbeitsgruppe Kreis 48›, die als Reaktion auf die dominante Stellung der ‹Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten› (GSMBA) sowie der Künstlervereinigung ‹Gruppe 33› gesehen werden kann. Lauritzen nahm als Gründungsmitglied an den Ausstellungen des ‹Kreis 48› teil, insbesondere 1950 in der Kunsthalle Basel.
Es folgten weitere Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland. Die Teilnahmen an Wettbewerben ermöglichten die Ausführung etlicher Werke für öffentliche Gebäude, Plätze und Parkanlagen im Raum Basel, u.a. das Steinrelief ‹La tortue et les deux canards› (1952) im Hebel- bzw. Niederholz-Schulhaus in Riehen, die Freiplastik ‹Vordersteven› (1953) auf dem Areal der Realschule Münchenstein, der Trinkbrunnen ‹Mann mit Fisch› (1955–1966) am Gotthelfplatz in Basel oder die Installation ‹Spiel mit zwei Quadraten› (1974) in der Wettsteinanlage in Riehen.
Lauritzen hat seine gestalterischen Prozesse stets akribisch in Form von Notizen, Zeichnungen und Vorstudien-Modellen festgehalten. Daher sind zur Grossplastik ‹Totenvogel› (1956/958) aus Bronze, die in der Literatur auch als Seelenvogel bezeichnet wird und im nordwestlichen Teil des Friedhofs von Allschwil zu bewundern ist, auch Zeichnungen zur Skulptur in der Kunstsammlung der Gemeinde Allschwil sind erhalten. Nach dem Tod von Theo Lauritzen 1978 in Basel wurde sein Werk in verschiedenen Veranstaltungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, insbesondere in einer Retrospektive in Allschwil sowie in Basel und Riehen in Ausstellungen und 2016 im Zusammenhang mit der Würdigung der Basler Künstlergruppe Kreis 48 im Kunstraum Riehen.
Adresse
Hegenheimerstrasse 55, 4123 Allschwil